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Dr. Meiken Buchholz ist seit 2015 Dozentin für Missionswissenschaft und Interkulturelle Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen

Was passiert, wenn bei der Aussendungsfeier eines theologischen Seminars über einen wohlbekannten Text gepredigt wird? Abschalten? Abwarten? Abreisen? Alle drei Optionen boten sich nicht an, als Dr. Meiken Buchholz das Wort ergriff. Sie sprach über Josua, als hätte es vor ihr nie jemand getan, und sie erreichte mit Esprit und Tiefe die Herzen ihrer Zuhörer.

Glückwunsch, liebe Carina, Raymond und Florian! Ihr habt das Ziel erreicht. Und nicht nur das Examen, das ist nur der Abschluss eures Studiums und natürlich auch jede Feier wert! Ich hoffe aber, dass euer Ziel für dieses Studium nicht nur das Examen war, sondern das euer Ziel mit dem „Leben danach“ zu tun hat – ein Leben, in dem ihr alle erworbenen Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten für Gott und eure Mitmenschen einsetzen könnt.

Nicht immer leicht
Darum ist das Ziel zugleich verbunden mit dem Aufbruch in etwas Neues: neue Aufgaben, neue Rollen und ganz generell eine neue Lebenssituation. Darin ähnelt eure Lage der des Josua am Jordan, von dem wir in der Bibellese 1.Josua 1, 7-9 gehört haben. Dies war die Situation des Volks Israels: Sie waren 40 Jahre in der Wüste unterwegs gewesen. Das war nicht immer leicht für sie, aber das Leben waren sie inzwischen gewohnt. Es gab feste Abläufe. Jeden Morgen Manna sammeln und ansonsten abwarten, ob Mose zum Aufbruch blies oder nicht, und dann einfach den Priestern mit der Bundeslade hinterherlaufen. Vielleicht hatten sie zwischendurch ganz vergessen, dass die ganze Lauferei durch die Wüste ja ein Ziel hatte: Das Land, das Gott ihnen geben wollte.

Endlich frei
Und nun waren sie fast am Ziel: Am Ufer des Flusses Jordan. Auf der anderen Seite lag das Land Kanaan, das Gott ihnen versprochen hat. Einerseits fühlten sie sicher eine große Freude! Sie sahen vor sich das Leben, für das sie Ägypten einmal verlassen hatten. Endlich wieder als freie Menschen die eigenen Felder bebauen und die eigene Ernte einbringen. Endlich mehr Auswahl als immer nur jeden Morgen Manna. Aber andererseits war da auch die Unsicherheit: Wie wird das alles werden?

Und ihr Führer Mose, der, unter dem diese ganze Reise begonnen hatte, lebte nicht mehr. Sie waren herausgefordert, jetzt selbständige Entscheidungen zu fällen. So ist es auch mit der Zeit der theologischen Ausbildung! Sie ist herausfordernd, gibt aber auch einen festen Rahmen. Man muss nicht viel überlegen, was zu tun ist. Das steht im Lehrplan … und ums Essen musste man sich auch nicht kümmern. Zumindest nicht hier in Adelshofen. Nun, am Ziel, müsst ihr selbst entscheiden, wie es weitergeht. Etwas Neues beginnt – verbunden mit Vorfreude und Ungewissheit.

Sei stark und mutig
Habt ihr bei der Lesung drauf geachtet, wie oft das im Text vorgekommen ist? Viermal! Es gibt noch ein anderes Kapitel in der Bibel, in dem es genauso oft vorkommt: Ein paar Seiten vorher im AT, bei der Berufung von Josua durch Mose, 5. Mose 31. Auch in dem Kontext hat es mit Josua zu tun. Ebenfalls viermal: „Sei stark und mutig“. Bemerkenswert ist: In diesen beiden Kapiteln zusammen kommt es so oft wie sonst im ganzen Rest des Alten Testaments. Was zeigt uns das?

Erstens: Josua brauchte Mut und Stärke! Und zweitens: Wenn wir näher verstehen wollen, was Gott mit Mut und Stärke meint, dann lohnt es sich, Josua anzusehen. Und damit das hier keine doppelstündige Vorlesung wird, lege ich den Schwerpunkt auf Vers 9.

„Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.“
Josua 1,9

Den Anfang überliest man leicht. Der Satz beginnt mit einer Art Befehl: „Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark.“ Das ist eine Form hebräischer Rhetorik und bedeutet schlicht: Ich befehle dir! Oder noch treffender: Du weißt doch genau, was ich dir zu sagen habe, nämlich: Sei mutig und stark! Hab´ keine Angst und fürchte dich nicht! Aber - kann man denn Mut befehlen? In dem Sinne von: „Nun reiß dich mal zusammen und stell dich nicht so an!“ Geht das? Nein, das wäre zu platt! Hier ist mehr gemeint! Es ist so gemeint, wie Gott an anderer Stelle zu seinem Volk sagt: „Ihr sollt heilig sein!“ Gott spricht hier seinen Willen über unserem Leben aus: Du weißt, was mein Wille für dich ist! Wozu ich dich berufen habe! Ich habe über dein ganzes Leben geschrieben: „Sei mutig und sei stark“.

So, wie Ihr euch als Motto für eure Aussendung das „goddefined“ ausgesucht habt. Goddefined - Gott legt fest, wer ihr seid. Nicht Menschen, nicht euer Selbstbild, keine Examensnoten, keine erfolgreiche Arbeit. Nein! Gott hat bereits über eurer Leben geschrieben, wer ihr seid und wozu er euch macht. Dazu gehört auch: mutig und stark!

Was bedeutet Mut?
Die hebräischen Wörter kommen immer in der Doppelung vor: „Stark und mutig“. Damit werden zwei Seiten von Mut beschrieben: Das Wort für „stark“ bedeutet auch „fest, unerschütterlich“. Es beschreibt jemanden, der in stürmischen Zeiten einen festen Stand hat und nicht aufgibt. Das Wort „mutig“ bedeutet auch „entschlossen, zuversichtlich“. Es beschreibt jemanden, der sich nicht von Angst lähmen lässt, sondern trotz Sturm und Regen entschlossen vorwärts geht. Im folgenden Satz wird Mut dann näher erklärt durch zwei Wörter, die das Gegenteil von Mut beschreiben: Hab keine Angst und fürchte dich nicht. Das Wort „Angst“ bedeutet „erzittern“, wie zum Beispiel die Knie vor übermächtigen Feinden erzittern; Zittern drückt aus, dass man seine Niederlage voraussieht und aufgibt. „Sich fürchten“ bedeutet „erschüttert sein“. Es beschreibt das Gefühl, dass der Boden unter den Füßen wankt, sodass man seinen Halt verliert.

So finden wir in diesem Vers eine gute Beschreibung von dem, was die Bibel insgesamt mit Mut meint. Auf der einen Seite: unerschütterlich, standhaft in stürmischen Zeiten, nicht aufgeben, wie ein Fels in der Brandung dastehen. Das ist der stabile Aspekt von Mut. Auf der anderen Seite: zuversichtlich, handlungsfähig, getrost. Wie ein Wanderer, der in ein Unwetter gerät, und weitergeht, das ist der dynamische Aspekt. Das ist Mut! Und was hat das mit Josua und seiner Situation zu tun? Was hat es vielleicht mit euch zu tun? Dazu drei Gedanken, die zugleich auch meine drei Wünsche für euch sind.

Mut zur Verantwortung – standhaft bleiben
Was macht dem Josua Angst? Waren es bevorstehende gefährliche Kriege? Davon steht hier gar nichts. Gott sagt doch, dass er Israel das Land geben wird, und „geben wird“ heißt ja doch, dass Gott sich kümmert und das Volk sich nichts „nehmen muss“. Und überhaupt: Wenn es denn um Kriege ginge, dann wären sie genauso gefährlich, wenn Mose das Volk leitet, und nicht Josua. Das kann es also nicht sein. Was Josua wirklich Angst macht, ist die Verantwortung, die er jetzt übernehmen muss. Er soll eine neue Rolle einnehmen. Vom Lehrling zum Gesellen, vom Studenten zum Berufsanfänger.

Wie ihr. Ihr habt in der Ausbildung in Adelshofen viele Praxisanteile! Das ist gut. Aber da habt ihr eine andere Rolle, als wenn ihr nun bald als angestellte Mitarbeiter arbeitet. Da gibt es andere Erwartungen und Ansprüche. Und überhaupt: Ihr bekommt auf einmal Geld bezahlt für das, was ihr bisher - wie man so sagt - freiwillig gemacht habt. Macht ihr es denn als Hauptamtliche nicht mehr freiwillig? Was wird dieses bezahlt werden mit eurer Einstellung zum Dienst in der Gemeinde machen? Mit eurem Verhältnis zu Jesus? Mit eurer Art, die Bibel zu lesen? Viele Fragen. Und viel Verantwortung! Da kann einen schon manchmal der Mut verlassen. Nicht nur wegen einzelner herausfordernder Aufgaben, sondern auch angesichts der Ungewissheit, was das alles mit sich bringen wird. Auch aufgrund der Tatsache, dass man sich mehr oder weniger langfristig darauf einzulassen hat.

Angst inklusive
Aber Achtung: Diese Angst ist auch gut! Sie zeigt eine gesunde Selbsteinschätzung. Angst ist ja zunächst eine natürliche menschliche Reaktion und ein Warnzeichen. Sie zeigt mir, dass mir etwas begegnet, was mich überfordert. Darum sollten wir es nicht überspielen mit Selbstbewusstsein und „wir schaffen das“. Lasst uns bitte ehrlich unserer Angst begegnen.

Laut WIKIPEDIA ist Mut „die Fähigkeit, Angst, Gefahr, Unsicherheit und Bedrohung zu begegnen“. Die Formulierung „begegnen“ finde ich dabei sehr treffend! Denn meistens haben wir uns nicht ausgesucht, in Situationen zu geraten, die uns Angst machen oder uns verunsichern. Die kommen uns einfach in den Weg. Und es sind oft gar nicht die dramatischen Gefahren für unser Leben. Alle Angst-Situationen haben eines gemeinsam: Wir können sie nicht kontrollieren. Wir spüren die Grenzen unseres Könnens und unserer Erfahrung. Mut ist die Fähigkeit, solchen Situationen eigener Schwäche zu begegnen! Das heißt: Mut ist die Fähigkeit, zu wissen, wie du damit umgehst, wenn du an deine Grenzen kommst und die Kontrolle abgeben musst.

Für mich ist meine Höhenangst ein sehr anschauliches Beispiel. Auf hohen Türmen oder Felsen habe ich das Gefühl, dass alles wankt. Man kann lernen, damit umzugehen, ich kann das lernen. Zum Beispiel nie nach unten blicken! Immer nur auf den festen Boden unter den Füßen schauen und nach oben in den Himmel. Der Blick nach oben gibt festen Boden. So ähnlich sagt Gott es zu Josua in den Versen 7 und 8:

„Sei ganz mutig und stark und achte genau darauf, dass du ganz nach der Weisung handelst, die mein Knecht Mose dir gegeben hat! Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab, damit du Erfolg hast überall, wo du unterwegs bist! Über dieses Buch der Weisung sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genauso zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben.“

Glück und Erfolg
Josua brauchte den Blick auf Gottes Wort! Gottes Wort, das er von Mose gelernt hatte, das waren die Wegweisungen Gottes, aber auch seine Verheißungen. Das gibt Orientierung – der Blick nach oben gibt festen Boden unter den Füßen. Konkret hieß das im Falle von Josua: Gott hat versprochen, Israel das Land Kanaan zu geben. Und Gott hat Josua durch Mose für diese Aufgabe berufen. Das ist das Ziel Gottes für Josuas Leben und Dienst. Was Mose ihm beigebracht hat, hilft ihm, auf dieses Ziel zuzugehen – das ist hier mit „Glück und Erfolg“ gemeint: Nicht das, was wir Menschen uns als Glück und Erfolg aussuchen. Sondern ein Weg, der uns dem Ziel näher bringt, das Gott für uns hat.

Das wünsche ich euch. Den Blick nach oben – das Erinnern an das, was ihr in den Jahren hier über Gott, sein Wort und seinen Plan für diese Welt gelernt habt. Das ist die Perspektive, die feste Orientierung gibt, auch wenn euch die Details im Kleinen noch unklar sind, euch die Umsetzung mal überfordert oder alles, was euch eigentlich ganz klar schien, infrage gestellt wird. Ich wünsche euch, dass ihr auch in 20 Jahren noch diesen Wunsch als Kompass in eurem Herzen habt: Menschen zu dienen, damit sie Jesus kennenlernen. Gottes Gemeinde zu dienen, damit Jesus sie zu einem Ort macht, an dem das Evangelium erlebbar wird.

Wenn der Boden schwankt
Und trotzdem wird es sich für euch immer mal so anfühlen, als würdet ihr auf schwankendem Grund stehen. Gerade wenn wir Gottes Berufung ernstnehmen, kann uns der Mut verlassen – wie, um alles in der Welt, können wir Gottes Anspruch gerecht werden? Wenn Gott zu Josua in Kapitel 1, Vers 7 sagt: „Achte genau darauf, dass du ganz nach der Weisung handelst, die mein Knecht Mose dir gegeben hat! Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab“, dann kommt doch schnell die besorgte Frage auf: „Wie mache ich es denn richtig? Was ist denn meine Berufung?“ Jeder Schritt könnte auch ein falscher sein. Auch diese Angst vor falschen Schritten kann uns den Mut nehmen und uns lähmen. Nochmal zurück zur Höhenangst: Diese Angst macht, dass man sich gar nicht mehr bewegen kann. Dafür gibt es den treffenden Begriff: Angstlähmung. So scheiterte mein Versuch, den Turm des Kölner Doms zu besteigen daran, dass ich irgendwann meine Füße nicht mehr bewegen konnte. Sie gehorchten mir einfach nicht mehr. Ich musste mich hinsetzen, abwarten und dann langsam abwärtsgehen.

Mut zum Neuen – vorwärts gehen
Gott befreit uns von der Angstlähmung. Hier kommt der dynamische Aspekt von Mut herein: Zuversicht, Entschlossenheit und fähig sein zum Handeln. Werfen wir einen weiteren Blick auf Josua. Er sollte nicht nur eine neue Verantwortung und Rolle übernehmen. Er sollte das Volk auch in eine ganz neue Situation hineinführen! In gewisser Weise begann für Israel jetzt das normale Leben. Sie bekamen Land, ernteten, bauten an, lebten weit verstreut auch teils weit entfernt vom Heiligtum, inmitten von Menschen, die an andere Göttes glaubten. Und mittendrin sollte Josua nun das anwenden, was er von Mose in der Wüste gelernt hatte. Wie machte er das? Im Folgenden lesen wir, dass Josua Dinge unternimmt, die dem ähneln, was Mose schon getan hatte. Und doch waren sie anders.

Eigeninitiative
Kapitel 2: Josua schickt Kundschafter auf die andere Jordanseite, um die Situation auszuspionieren. So hatte es auch Mose gemacht. Damals war Josua selbst unter den Kundschaftern gewesen. Mose hatte auf Gottes Befehl hin aus jedem Stamm einen Vertreter geschickt. Und sie hatten dann dem ganzen Volk berichtet. Josua schickt nur zwei Männer und ohne dass das ganze Volk davon etwas mitbekommt. Außerdem tut er das aus Eigeninitiative, nicht auf Anweisung. Er tut das gleiche, aber er tut es nicht gleich. Und was sagt Gott dazu? Er segnet diese Initiative! Es war eine neue Situation, es nahm auch einen ganz anderen Ausgang. Die Kundschafter kamen mit einer Ermutigung für Josua zurück!

Kapitel 3: Josua führt das Volk durch den Jordan. Ähnlich hatte auch Mose das Volk durch das Rote Meer geführt. Damals hatte Gott Mose befohlen, seinen Stab über das Rote Meer zu halten und so das Meer zu teilen. Was tat Josua? Er hatte ja nicht den Stab von Mose geerbt, er schnitzte sich auch keinen neuen. Er tat das, was in dieser neuen Situation sinnvoll war. Und er tat es wieder aus Eigeninitiative, ohne dass Gott es so befohlen hatte: Es ließ die Bundeslade vorangehen in den Jordan! Die Bundeslade hatte es bei Moses Durchzug durchs Rote Meer noch gar nicht gegeben. Aber nun, zu Zeiten Josuas, war das Volk 40 Jahre lag immer der Bundeslade gefolgt. Also war seine Idee absolut sinnvoll und entsprach der neuen Situation. Wieder segnet Gott sein Handeln.

Gehorsam und Verantwortung
Wir sehen: Josua hatte von Mose gelernt, Jahwe, dem lebendigen Gott, zu dienen und seinen Willen in den konkreten Fragen zu erkennen. Glaube an diesen Gott hieß für ihn nicht, einem starren Katalog von Handlungsanweisungen und Regeln zu folgen. Sondern Gottes Offenbarung war für ihn wie für Mose das feste Fundament, von dem aus er den Mut hatte, in wechselnden Situationen Entscheidungen für das Volk zu treffen. Gehorsam und Eigenverantwortung gehören bei Gott zusammen. Wenn Josua 1, 7-8 davon spricht, „ganz nach Gottes Weisung zu handeln“ und „nicht nach rechts und nicht nach links abzuweichen“, dann geht es darum, Gottes Perspektive fest im Blick zu haben und nicht in die Abgründe links und rechts zu schielen. Und dann einen Fuß vor den anderen zu setzen! So konnte Josua mutig in die neue Situation hineingehen.

Und das wünsche ich so auch euch: Ihr habt viel Gutes gelernt, viel Kluges gehört, tolle Vorbilder kennengelernt. Ihr wisst sehr viel darüber, wie man es theoretisch richtig macht – und was man alles falsch machen kann. Ich wünsche euch, dass euch das nicht ausbremst, sondern dass ihr euch mutig auf Neues einlasst und fragt: Was bedeutet das für die Menschen, für die Gemeinde und für den Platz, an den Gott mich gestellt hat? Ich wünsche euch, dass ihr in 20 Jahren Dinge anders tut als heute. Und bei allem Respekt für eure Lehrer: Dass ihr es auch anders tut, als ihr gelernt habt. Aber dass all euer Handeln auf demselben guten Weg der Weisungen Gottes liegt.

Und zum Schluss noch einmal ein Blick auf die Quelle, aus der dieser Mut entspringt, der zugleich standfest macht und vorwärts gehen lässt.

Gott mit dir – zuversichtlich handeln
Am Ende des Verses 9 sehen wir ein wichtiges „denn“: „… denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.“ Hier steht „denn“ und nicht „darum“! Ihr könnt mutig Gottes Wege gehen, weil Gott mit euch ist! Nicht: Weil ihr mutig Gottes Wege geht, wird Gott mit euch sein! Sondern: Gott ist mit euch, auch inmitten aller Verzagtheit und Orientierungslosigkeit. Schon bevor Gott Josua in Vers 7-8 sagte, „achte genau darauf, dass du ganz nach meiner Weisung handelst,“ hatte er Josua in Vers 5 zugesagt: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht!“

Gott möchte, dass du gehst
Das ist der Rahmen von allem, was Gott Josua hier zu sagen hat, und den gilt es zu beachten. „Gott ist mit dir“, gilt unbedingt - oder exakter: es gilt unbedingt für jeden, der zu diesem Gott gehört. Es gilt nicht, weil wir immer den richtigen Weg finden, sondern weil wir sein Eigentum sind. Gott gibt uns nicht auf. Das befreit wirklich zum Handeln! An Josua sehen wir, dass unser Leben mit einer doppelten Wahrheit zu tun hat. Einerseits: Es gibt richtige und falsche Wege – und Gott möchte, dass wir die richtigen Wege gehen. Andererseits: Gott verlässt uns nicht --- selbst wenn wir mal auf dem Holzweg sind. Das ist vielleicht ein Widerspruch in unserer Logik. Aber nicht in Gottes Herzen! Die Bibel illustriert das mit dem Bild des Hirten: Der Hirte weist uns den Weg. Aber er lässt sein Eigentum auch dann nicht verloren gehen, wenn es auf Abwegen ist. Selbst dann, wenn wir ihn aus dem Blick verlieren, sorgt er dafür, dass wir seine Stimme hören.

Josua ist eine der wenigen Personen, über die das Alte Testament ausführlich berichtet, ohne dass wir von Fehlern und Versagen hören. Aber interessanterweise, wird das in der Bibel gar nicht weiter thematisiert. Der Mann, den die Bibel einen Menschen nach dem Herzen Gottes nennt, ist nicht Josua, sondern David! Also ein Mann, der offen über Versagen und Vergebung spricht.

Ich wünsche euch dieses feste Vertrauen darauf, dass Gott euch nicht fallen lässt. Er ist bei euch, wo immer ihr unterwegs seid. Ich wünsche euch, dass auch nach 20 Jahren genau das eure Identität ausmacht: Ihr gehört zu Jesus und seid unterwegs mit seiner Zusage. Er lässt dich nicht fallen. „God defined“. Ich wünsche euch auch von Herzen, dass ihr etwas bewegt in der Welt, dass ihr dabei sein dürft, wenn Gott neuen Aufbruch schenkt. Aber macht solche Ergebnisse nie zu eurer Identität. Die Welt braucht Menschen, die sich ihren Ängsten und Grenzen ehrlich stellen. Keine Helden, sondern Diener, die vormachen, wie man auch mit weichen Knien darauf vertraut: „Gott ist mit mir“, und die dann zuversichtlich Schritt für Schritt vorwärts gehen - und Neues wagen.

Josua war so ein Vorbild, das Israel zur Nachfolge motivierte. Mit ihm erlebte Israel eine Zeit nahe bei Gott. Möge unser Herr auch euch, dich, jeden einzelnen ganz persönlich zu solchen Menschen machen. Dein Gott schreibt über dein Leben: „Sei mutig und stark. Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.“

Dr. Meiken Buchholz lebte und arbeitete von 1993 bis 2006 in Taiwan, wo sie auch weiterhin als Gastdozentin tätig ist. Sie ist seit 2015 Dozentin für Missionswissenschaft und Interkulturelle Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen.